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Steingutfabrik Wächtersbach

Übersicht

  • existierte von 1832 bis 2011
  • gegründet von Fürsten zu Ysenburg und Büdingen
  • führende Steingutfabrik im Historismus
Signatur der Steingutfabrik Wächtersbach.1)

Eigentümer

Die Waechtersbacher Keramik im hessischen Brachttal-Schlierbach wurde 1832 von den Fürsten zu Ysenburg und Büdingen und Teilhabern in Wächtersbach gegründet. Die Produktion wurde bereits eineinhalb Jahre später, zum 1. Januar 1834, ins nahe gelegene Schlierbach verlegt. Dort waren Vorkommen von weißem Ton, der hervorragend für die Herstellung von Steingut geeignet war, gefunden worden.2)

Im Jahre 1856 übernahm Graf Ferdinand Maximilian die Anteile der anderen Gesellschafter, sa dass die Fabrik ab da alleiniges Eigentum des Fürstentums von Ysenburg und Büdingen wurde. Im Jahre 1874 trat Max Roesler in die Firma ein und leitete diese fortan. Unter ihm reifte sie zu einer der führenden Steingutfabriken jener Zeit. Max Roesler schied 1890 aus dem Unternehmen aus.

Einstmals lautete der Unternehmensname (Firma) Waechtersbacher Keramik Otto Friedrich Fürst zu Ysenburg und Büdingen GmbH, aktuell ist WAECHTERSBACH GERMANY nur noch eine Marke der Könitz Porzellan GmbH in Thüringen. Die Firma wurde nach Insolvenz durch Turpin Rosenthal erworben und in mehrere Einzelfirmen aufgeteilt. Eine dieser Einzelfirmen war die Keramische Fertigungsstätte Brachttal GmbH. Diese meldete im September 2011 ebensfalls Insolvenz an. Das Werk in Brachttal-Schlierbach wurde in diesem Zusammenhang - wohl für immer - geschlossen. Seit diesem Zeitpunkt wird Wächtersbacher Keramik nicht mehr in der Nähe des Ortes Wächtersbach hergestellt. Rosenthal nutzt nur noch den Markennamen und produziert an anderen Standorten u. a. auch in Asien (Thailand). Die Manufaktur produzierte bis zum September 2011 hochwertiges Steingutgeschirr in den alten Fabrikgebäuden, die sie 1838 bezogen hat und die ein herausragendes Beispiel für Industriearchitektur im 19. Jahrhundert darstellen.3)

Produkte

Produzierte die Waechtersbacher Keramik in den Anfangsjahren von 1832 bis etwa 1845 hauptsächlich einfaches, weißes Gebrauchsgeschirr, so wurden in den 1850ern mit den ersten Kupfer-Umdruckverfahren aufwendigere Arbeiten ausgeführt. Die Kapazität und Qualität der Arbeiten steigerte sich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts, als die Fabrik unter der Leitung von Max Roesler im Historismus ihren ersten Höhepunkt erreichte. Äußerst qualitätvolle und technisch aufwendige Arbeiten belegen den hohen Standard in der Fabrikation, der von vielen Konkurrenten kopiert wurde.

Technologie

Vertrieb

Mit der Erschließung des Schlierbacher Raumes durch die Reichsbahn im Jahre 1867 begann die Blütezeit des Unternehmens. War die Waechtersbacher Keramik bis dato nur lokal vertreten, belieferte sie nun das gesamte Deutsche Reich. Seit den 1960er-Jahren exportiert das Unternehmen seine Erzeugnisse auch nach Amerika.

Mitarbeiter und Küstler

  • Christian Neureuther (1903-1928)
  • Hans Schneeweis, Adolf Müller (ab 1928)
  • Carl Bull (1896-1930)
  • Ursula Fesca (1931-1939)

1903 gelang es auf Betreiben des Direktors Dr. Ehrlich bei Ferdinand Maximilian zu Ysenburg und Büdingen in Wächtersbach innerhalb der Wächtersbacher Steingutfabrik eine selbstständige Kunstkeramische Abteilung unter Christian Neureuther anzugliedern. Im Jahre 1901 beteiligte sich die Wächtersbacher Steingutfabrik mit Neureuther an den Ausführungen einiger keramischer Entwürfe, die von Joseph Maria Olbrich und Hans Christiansen herrührten und für die erste Darmstädter Ausstellung - Ein Dokument Deutscher Kunst - bestimmt waren. Für die zweite Ausstellung der Darmstädter Künstlerkolonie im Jahre 1904 wurden mehrere Vasen nach Entwürfen von Paul Haustein umgesetzt. In etwa ab 1906 kam es zur Zusammenarbeit mit Albin Müller, dem damals neuen Mitglied der Darmstädter Künstlerkolonie.

Nach dem Tode Neureuthers 1921 wurde die Kunstabteilung von Eduard Schweitzer übernommen, jedoch bereits 1929 wieder geschlossen. Trotzdem konnte man in den 1930er Jahren mit Ursula Fesca eine weitere renommierte Entwerferin verpflichten. Fesca setzte sehr früh Bauhaus-Ideen um und entwarf Serien, die dem allgemeinen Zeitgeschmack so weit voraus waren, dass sie erst nach dem 2. Weltkrieg produziert wurden. Wegen Krankheit verließ Fesca von 1933 bis 1945 die Fabrik.

Sonstiges

Literatur

steingut/fabriken/waechtersbach.txt · Zuletzt geändert: 2012/04/10 19:58 von Matze